Lokschild Rahmenschild Firmenschild Kesselschild - Schilder über Schilder! Und kein Ende in Sicht!

    Es gibt 13 Antworten in diesem Thema. Der letzte Beitrag () ist von Johann.

      Lokschild Rahmenschild Firmenschild Kesselschild - Schilder über Schilder! Und kein Ende in Sicht!

      Erst war es so eine Idee. Eine kleine Zugabe, ein Gimmick für die Lokkiste. Ein kleines Schild! Man sucht und findet und doch schleichen sich nach einer Antwort mindestens zwei neue Fragen heran.

      Es beginnt ganz simpel. Wir haben eine gut dokumentierte Lok der BR01. Wir wissen wo sie gebaut wurde (BORSIG BERLIN-TEGEL), welche Fabriknummer sie hat (11997), wann sie ausgeliefert wurde (1926). Sonderlich kompliziert ist es nicht, anhand dieser Daten ein vergleichbares Firmenschild zu finden und es, davon inspiriert, nachzufertigen. Einzig die Technologie dazu blieb die Herausforderung. Fertig ist ein hübsches eckiges Firmenschild.

      Aber WO ist an der Lok war dieses Firmenschild angebracht? Oberhalb des Umlaufes oder unterhalb des Umlaufes? Also SCHWARZ oder ROT? Da taucht, wie aus dem nichts der Begriff „Rahmenschild“ auf. Aha! Dieses OVALE Schild sollte nach damaliger Vorschrift vorn rechts am Rahmen angebracht worden sein. Also, alles von vorn. Ein ovales Schild von Borsig ist auch dokumentiert! Sogar von einer 01! Die 01-006 mit der Fabriknummer 11998!

      Schön, das Thema ist durch, alles geklärt!

      Na, dann seid gespannt: auf eine Antwort folgen zwei neue Fragen!

      Meine Quellen

      Schilder rund um das Thema Eisenbahn zu sammeln und sie historisch einzuordnen, ist ein eigenständiges Sammelgebiet, ein eigenständiges Hobby. Von dieser Stelle einen freundschaftlichen Gruss an alle Sammler von Lokschildern, ohne euch wären zahlreiche historische Fakten längst eingeschmolzen. Wer also selbst ein bisschen recherchieren möchte, hier findet man ein wunderbare Kollektion, im Fortgang beziehe ich mich auf Bilder und Informationen dieser Seite:

      lokschilder.info/Galeriebilder…kschilder_ABCD.htm#BORSIG

      Wir waren ja stehengeblieben bei dem Rahmenschild der 01-006 mit der Fabriknummer 11998. Und den nächsten Fragen. Hübsch geordnet käme erst die 01-005 und dann die 01-006. Könnte man annehmen. Ja, ist aber nicht richtig! Auf dem Rahmenschild dieser Lok mit der Fabriknummer 11998 steht nicht 1926 sondern 1925.

      Wie geht das? ERSTENS wurde die 01-006 Anfang 1926 abgeliefert und übernommen, die 01-005 erst ein paar Monate später.

      Was aber, ZWEITENS, viel interessanter ist: WIE LANGE DAUERT ES, EINE DAMPFLOK ZU BAUEN?

      Sinn der EINHEITSLOK war ja eine gewisse Serienfertigung. Der Rahmen zum Beispiel wurde nicht nur 1x gebaut, sondern mehrfach. So konnten Baugruppen vorgefertigt werden und wurden erst später zusammengeführt. Zumindest könnte man sich das so zusammenreimen. Um auf „unsere“ 01-005 zurückzukommen, es wäre natürlich spannend zu erfahren, WANN der Rahmen - und das Rahmenschild - dieser Lok gefertigt wurde. 1926 oder schon 1925?

      Leider wurde eine Frage nach diesen Schildern aus Staßfurt bislang nicht beantwortet. Ein bisschen schade, eine bessere Vorlage für das Interesse an der Lok in Staßfurt konnte Hachette ja eigentlich nicht liefern. Selbst wenn man berücksichtigt, das der eingefleischte Kenner der 01 mit dem Bausatz nicht zu 100% zufrieden ist. Aber vielleicht erfahren wir zukünftig aus Staßfurt noch das eine oder andere.

      Johann würde sich freuen!
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      Dieser Beitrag wurde bereits 1 mal editiert, zuletzt von „Johann“ ()

      Bauzeit einer Dampflok

      Kommen wir noch einmal zurück auf die Frage: WIE LANGE DAUERT ES, EINE DAMPFLOK ZU BAUEN?

      In der Literatur fand ich bislang keine vernünftige Antwort darauf, wie lange man von dem ersten Handgriff bis zur Fertigstellung benötigt. Baut eine Fabrik mit verschiedenen Abteilungen (Kesselbau, Rahmenbau, Rad- und Triebwerkfertigung usw) werden bestimmte Teile sicher „auf Vorrat“ gefertigt. Aber, wie im Falle des Rahmenschildes der 01-006 von 1925, irgendwann wird festgelegt, was zu welcher Lok gehört. Im Falle der 006 eben 1925. Obwohl für die Lok als ganzes erst 1926 als Fertigungstermin genannt wird. Wie dem auch sei, solange wir kein Rahmenschild der 005 gesehen haben, wollen wir davon ausgehen, das der Rahmen 1926 sein Schild bekam. Auf dieser Grundlage habe ich für meine Kiste also ein Rahmenschild angefertigt.

      Vor einigen Jahren habe ich mir ein PhantasieSchild für einen Umbau-Popeda angesehen: stabil-berlin.de/pobeda/page6.html Besser ist das aus meiner Sicht nicht zu machen und so habe ich angefangen, diese Idee für das Rahmenschild zu adaptieren.
      Nun kennt ihr die Quellen und konntet sehen, was in etwa das Ziel ist. Also kann es jetzt losgehen. Irgendwie muss nun aus dem Foto eine Zeichnung werden. Ob das nun mit einem Zeichenprogramm oder mit Bleistift, Papier und Radiergummi besser und effektiver geht, muss man von Fall zu Fall entscheiden. Komplexe Formen bekommt man vielleicht am Bildschirm besser hin, für einfache Formen reicht wirklich die OFFLINEMETHODE.
      Bei dem Rahmenschild habe ich ca. 1,3mm dickes Material auf die Grundplatte gebracht, also muss die Zeichnung auf dieses Material kommen. Am einfachsten druckt man es auf Papier und klebt das dann auf das Trägermaterial. Oder zeichnet es gleich auf das Trägermaterial. Bei mir ist es Pappe/Karton.Jetzt werden die Buchstaben einfach ausgeschnitten. Eine Empfehlung ist dazu die Grafix Klinge Nr. 680. Mit dem entsprechenden Halter wird SENKRECHT wie mit einer Stichsäge Millimeter für Millimeter entlang der Linien gestochen. Wer es mag, stabilisiert das Material mit etwas Sekundenkleber und kann nun ganz vorsichtig mit feinem Schleifpapier alles in Form bringen.
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      Hat man nun seine Buchstaben, Rahmen und/oder Symbole ausgeschnitten, beginnt man sowohl diese Teile als auch den Hintergrund zu lackieren. Auch wenn es schwerfällt, immer nur in hauchdünnen Schichten. Am Hintergrund wird man kaum nacharbeiten aber die aufzuklebenden Einzelteile werden zwischendurch immer wieder fein geschliffen.

      Es sollte klar sein, das JEDES Detail später im Abdruck sichtbar wird. Der größte Teil der Arbeiten ist nun schon fast erledigt.

      Denn ist der Lack gut durchgetrocknet, werden die Einzelteile sauber verklebt. Dabei soll im Idealfall der Spalt zwischen Buchstaben und Hintergrund mit Leim gefüllt sein. Noch einmal wird alles in ganz dünnen Schichten lackiert. Dadurch schließen sich die letzten Spalte. Wieder darf alles gut trocknen und ist dann fertig zum Herstellen der Silikonform.

      Silikonform

      Für dieses flache Schild genügt eine einfache Silikonform, in die später die Giessmasse eingefüllt wird. Es gibt verschiedene Möglichkeiten, diese Form herzustellen. Man kann in etwa passende fertige Gefäße verwenden oder extra einen Kasten anfertigen. Selbstredend muss der Kasten absolut dicht sein, damit das flüssige Silikon nicht davon läuft. Ich habe den Kasten mit insgesamt 15 bis 20mm Maßzugabe zum Original gebaut, da meine Silikonform später ohne Stützen ausreichend stabil werden soll, andererseits nicht zuviel Silikon vergeudet wird.

      Das vorbereitete Schild wird nun im Kasten eingeklebt oder eingeschraubt, je nachdem, ob man später das Schild anschrauben möchte (dann bleiben die Befestigungslöcher offen) oder das Schild lieber ankleben möchte (dann kann man das Schild einschrauben und hat im Abdruck dann die Schraubenköpfe schon fertig drin).

      Zur Auswahl stehen gießfähige Silikone verschiedener Härten. Diese werden in Shore angegeben. Klein (0) bedeutet sehr weich, gross (100) sehr hart. Vernünftig für unseren Zweck ist ein Wert von ca. 30. Mein Abformsilikon besteht aus zwei Komponenten, die exakt nach Angabe gemischt, entlüftet und dann vergossen wird. Fertig angemischt hat es eine Fließfähigkeit ähnlich Honig. Moderne Silikone entlüften selbstständig, man sollte sie zumindest nicht so wild anmischen, dass unnötig viel Luftbläschen darin enthalten sind. Gießt man mit dünnem Strahl, zerplatzen weitere Bläschen und so sollte ein gutes Ergebnis möglich sein.

      Ich selbst verwende einen Vakuumtopf, in dem mit Unterdruck die Luft ausgetrieben wird. Da es bei einem Schild keine sog. Hinterschneidungen gibt, gelingt der Bau der Silikonform im Wesentlichen ohne Probleme. Zur Not muss man eine zweite Form gießen.

      Die Verwendung von Trennmitteln zur besseren Ausformbarkeit ist ratsam, man sollte in jedem Falle vorher prüfen, ob alle Materialien untereinander kompatibel sind, um Überraschungen zu vermeiden. Auch wenn manchmal die Ungeduld drängt, alles braucht seine Zeit, selbst die fertige Silikonform sollte man nicht sofort verwenden! Auch hier geben die Anbieter entsprechende Vorgaben. Ist die Form fertig, beginnt der eigentliche Abguss, mit dem wir uns im nächsten Beitrag beschäftigen.
      Nachdem die Form gut „eingefahren“ ist, sind die Abgüsse eine gute Grundlage für die weitere Bearbeitung. Welche Abgussmasse man verwendet, hängt schlußendlichen von der Nutzung und die gestellten Erwartungen ab. Ein Blick auf das KLEINGEDRUCKTE klärt auf, mit welchen Risiken man hantiert. Schnell eskaliert die Verarbeitung, weshalb alle Sichheitsvorkehrungen zu beachten sind! Handschuhe, Schutzbrille und gute Entlüftung sind unerlässlich. Nein, bei leichtem Kontakt z.B. mit den Schleimhäuten (Augen, Mund, Nase) fällt man nicht gleich tot um. Aber ein paar Tage mit einer schönen „Sommergrippe“ -die keine ist- muss man auch nicht haben. Also bitte VORSICHT.
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      Das nun abgegossene Teil muss jetzt nur noch bemalt werden. Leider funktioniert es nicht, alles rot zu lackieren und dann einfach die Farbe auf den Buchstaben wieder abzuschleifen. Die Metallpartikel im Kunstharz haben sich abgesetzt und bilden nur eine dünne Schicht. Maskiert man die Buchstabenflächen, lackiert dann alles, kann man die Farbe auf den Buchstaben wieder problemlos entfernen (auf dem Bild links). Alternativ und optisch überzeugender ist die Auflage von Blattmetall, eine leicht abgewandelte Form der Vergoldung. Eine Anlegemilch wird auf die Buchstaben aufgetragen, getrocknet und hauchdünnes Blattmetall aufgelegt und angerieben. Bei Fehlstellen wiederholt man das Ganze und hat am Ende tatsächlich eine überzeugende Metalloptik.
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      Aussichten

      Mit ein bisschen Patina ist das Schild fertig für die Montage an die, an anderer Stelle beschriebene, 01-Kiste. Wer mag, kann sich nach den obigen Beiträgen selbst ein Schild anfertigen. Aber damit ist das Thema noch nicht abschließend behandelt. In den Begleitheften zum Bausatz wurde ja bereits kurz auf die Beschilderung eingegangen. Schauen wir mal, was sich noch so findet!
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      Hallo Johann,
      irgendwie habe ich es ja geahnt; aus diesem Thema könnte was Interessantes entstehen ... :D
      SEHR SCHÖN :thumbsup:

      Grüß aus der "Essecke" -Thomas :diablo:
      ( ... ich wär ja nicht der Tyrann, würde ich nicht-nicht auch etwas kritisches anmerken; Ein paar Insider-Details hättest aber noch etwas informativer beschreiben können; nicht, dass nach 2000 Jahren die Menschheit hier Rätsel lösen müsste und Außerirdische für Erklärungen mit ins "Boot"/ die Lok holen darf. :saint: ( :sironie: ) )
      - DANKE für diese sehr schönen Beiträge :!: -als Mod. mal mit angehängt. :thumbsup: -
      Gr Thomas :00000436: :freunde: